Im März organisierten sich Stephan und seine Freunde und brachten den Ukrainern humanitäre Hilfe nach Krakau. Sie kehrten mit einer ukrainischen Großfamilie aus Krakau zurück, die sie aufnahmen. Wir haben Stephan Westermann nach seiner Motivation, Ukrainern zu helfen und seiner Wahrnehmung des Krieges in der Ukraine in Deutschland gefragt.
– Stephan, ist das deine erste Erfahrung im Ehrenamt oder engagierst du dich schon lange in humanitären Projekten?
– Ich engagiere mich seit langem im Ehrenamt aber mehr in Sportvereinen und bin auch zurzeit Vorsitzender eines Skiclubs. In Bezug auf humanitäre Projekte, war dies das erste größere und nennenswerte Projekt.
– Wie viele Tage nach Kriegsbeginn haben Sie sich entschieden, den Ukrainern zu helfen? Welche Kommunikationsmittel wurden verwendet, um Hilfsgelder zu sammeln?
– Eigentlich wenige Tage nach dem Kriegsbeginn und das ganze hat sich aus der Mund zu Mund Propaganda entwickelt. meine Freundin rief mich an ob wir nicht helfen wollen danach habe ich mich um Hilfe von anderen bemüht. Mein Arbeitgeber hat unterstützt mit Geld und Fahrzeugen. Ich selbe bin beteiligt an einer kleinen Firma diese hat auch mit Fahrzeugen unterstützt. Die Freunde haben Ihre Kanäle angezapft wie Instagram oder auch Ansprache von Kunden und Freunden im Umfeld. Insbesondere haben Jürgen und Tomek sowie Melanie sich da bemüht.
– Sie haben 3,5 Tonnen humanitäre Hilfe für die Ukrainer nach Krakau gebracht. Wie lange hat es gedauert alles zusammen zu bekommen? Was war in dieser humanitären Fracht?
Also diese Hilfsgüter zu sammeln ging unerwartet schnell. Innerhalb einer Woche hatten wir mehr als genug, sodass wir sogar ein zusätzliches Fahrzeug eingesetzt haben. Im Wesentlichen waren es Kindersachen wie Windeln etc., ansonsten Hygieneprodukte und Medizinische Artikel, wie Pflaster, Tabletten etc.. Zusätzlich haben wir auch viel Kleidung erhalten, diese haben wir aber noch an andere Hilfsorganisationen verteilt da wir keinen Platz mehr in den Fahrzeugen hatte. Geldspenden haben wir genutzt für die Fahrtkosten erste Unterkünfte und auch damit wir den Flüchtlingen für die ersten Tage etwas Geld geben konnten.
– Verfolgt, man die Fracht die in Ukraine geliefert wurde? Wissen Sie, in welche Region des Landes geliefert wurde?
Nein das konnten wir nicht, wir haben sie an Verteilzentrum in Krakau geliefert, wo sie danach dann endgültig hingegangen sind wissen wir nicht. Ist aber auch nicht so wichtig überall in der Ukraine brauchen sie Hilfe alle sind betroffen. Was da in Europa passiert ist unglaublich für mich kaum zu fassen. Wenn meine Eltern vom 2. Weltkrieg erzählt haben waren es ähnliche Geschichten über ähnliches leid. Nichts rechtfertigt so etwas.
– War es eine einmalige Aktion oder planen Sie, den Ukrainern weiter zu helfen?
– Also einmalig nein, gerne würde ich nochmal etwas machen aber es ist mir auch wichtig zusammen mit meine Freundin und den anderen Hilfe hier vor Ort zu leisten. Die Flüchtlinge kommen hier an und wir wollen ihnen helfen sich hier zurechtzufinden. Das machen wir gerade und somit ist die Aktion noch nicht beendet.
– Ehrenamtliche repräsentieren eine Vielzahl von Berufen. Was machen Sie und wer sind Ihre beruflichen Freunde, mit denen Sie gemeinsam Ukrainern helfen?
– Ich bin Technischer Leiter eines mittelständischen Unternehmens. Wir diskutieren gerade innerhalb der Geschäftsleitung, was wir als Unternehmen machen können. So planen wir Flüchtlingen einen Ausbildungsplatz zu ermöglichen und so weiter. Aber dies ist noch in den Kinderschuhen. Als unternehmen müssen wir gerade auch die Konsequenzen der Krise bewältigen bzw. organisieren. So sind Rohstoffpreise durch die Decke gegangen und der Markt ist beunruhigt.
– Einige globale Marken mit Hauptsitz in Deutschland sind weiterhin in Russland tätig…
– Wenn ich die Möglichkeit hätte würde ich alles schließen was diesen Krieg unterstützt. Alle beziehungen zu den Aggressoren sind aus meiner Sicht einzustellen. Russland muss die Konsequenzen des Handelns spüren. Das Problem in Russland löst sich nur in Russland und nicht woanders. Am wichtigsten wäre es die Bevölkerung in Russland zu informieren über das Handeln ihrer Machthaber. Wir sehen gerade, wie Propaganda wirkt, aber leider in die falsche Richtung.
– Zusammen mit Melanie haben Sie eine ukrainische Großfamilie in der Wohnung einer 87-jährigen (!) Deutschen arrangiert. War es schwierig, eine ältere Frau davon zu überzeugen, Ukrainer aufzunehmen?
– Nein das war nicht schwierig, gerade die älteren haben solche Krisen zum teil auch direkt miterlebt und wollen helfen wenn sie können. Ebenso kann Melanie auch gut Menschen überzeugen sich zu engagieren.
– Hat die deutsche Gesellschaft die Hiobsbotschaften aus der Ukraine schon satt? Welcher Teil der Gesellschaft sagt, dass dies nicht unser Krieg ist, sollen die Slawen das selbst regeln?
– Das kann ich nicht behaupten, ich habe solche Töne bisher nicht gehört. Ich schliesse aber nicht aus das sie gibt. Nur ist der Krieg sehr Nah und wir Deutsche sind über die Nato betroffene. Wenn wir 100 Mrd für Rüstung in den nächsten Jahren investieren, wird klar, dass hier eine Bedrohung besteht, dies macht Menschen nervös. Daher verfolgt die Mehrheit der Deutschen weiter diesen Krieg.
Die Menschen sind Krisen satt nach den nun fast 2 Jahre andauernden Einschränkungen durch Covid kommen jetzt den Einflüssen durch den Krieg in der Ukraine. Die Menschen wollen endlich zurück zu Ihrem Leben wo sie sich frei bewegen konnten. Jetzt werden Urlaube wieder möglich aber die Kosten werden teurer und das Geld wird knapper. Wir können das Ausmaß bis jetzt noch gar nicht richtig ermessen aber es wird erneut Konsequenzen geben. Alles wird teurer werden für eine Zeit ggf. auch für länger.
– Sie helfen den Ukrainern aktiv bei der Suche nach vorübergehendem Wohnraum. Was haben Sie Neues über die Ukrainer gelernt? Vielleicht hat dich etwas überrascht?
Ja wie gesagt wir versuchen die Flüchtlinge hier zu unterstützen. Gelernt habe ich speziell über die Ukraine noch nicht viel. Was ich weiß, wenn es einmal wieder geht werde ich mir das Land anschauen. Was ich jetzt sehe ist, dass Menschen verschiedener Nationalitäten Ukrainer, Russen und Deutsche zusammensitzen als Menschen und helfen. Was da als Krieg zwischen Nationen abspielt ist kein Krieg der Nationen, sondern eines Menschen der durch Macht und alte Strukturen geprägt ist. Dies alles ist so sinnlos und wird nichts bringen außer Leid und Zerstörung.
Maksym Rozenko